5 Monate habe ich hier keinen Beitrag mehr verfasst. Oh man… Meine längste Pause bisher. Irgendwie war mir nicht nach Schreiben zumute. Und heute? Heute habe ich eine neue Hiobsbotschaft erhalten, die mich sehr hart trifft…
Ich weiß gar nicht, was ich zu den letzten Monaten schreiben soll. Mein Gesundheitszustand hat sich nicht verbessert. Ich war bei sehr vielen Ärzten und in den verschiedenen Ambulanzen der Klinik. Jeder sagt irgendwas anderes…
Viele meiner Schmerzen sind wohl Nervenschmerzen durch meine Erkrankung. Entweder weil die Nerven verletzt wurden, oder weil sie auch von der Erkrankung betroffen sind. Dann kommt die Chronifizierung dazu (die bei Ängsten und Depressionen besonders leicht passiert – bin also das perfekte Beispiel). Momentan versuche ich verschiedene Antiepileptika, die bei Nervenschmerzen helfen können (was sie bisher nicht tun). Ein positiver Nebeneffekt für mich ist, dass diese Medikamente sich ein bisschen positiv auf Angststörungen auswirken. Denn ja, ich versuche auch weiterhin vor allen Ärzten die Fassade zu wahren und erzähle ihnen nichts von meiner kaputten Psyche.
Von der Schmerzambulanz wurde ein 4x 1-stündiger Kurs über chronische Schmerzen ausgerichtet, bei dem ich mich (nach ärztlichem Vorschlag) angemeldet hatte. Ich hatte furchtbare Angst vor diesen Treffen. In einer Runde mit fremden Menschen in einem Raum sitzen und evtl. auch noch selbst etwas sagen müssen. Die perfekte Situation um (wie im Unterricht früher usw.) Panikattacken zu bekommen. Doch ich bekam sie nicht. Stattdessen habe ich mich schnell sehr gut mit einer Frau verstanden, die die gleiche Erkrankung hat wie ich. Es tat so gut auf Gleichgesinnte zu stoßen, auch wenn es keine Selbsthilfegruppe war.
Ob die Panik wegen den Tabletten ausgeblieben ist? Bald werden sie wohl wieder abgesetzt, hoffentlich trifft mich dann nicht der Schlag! Denn auch beim Busfahren, Einkaufen usw. (was durch die Schmerzen nicht all zu oft vor kam), hatte ich das Gefühl, dass die Angst ein bisschen besser war als bisher.
Richtig schlimm für mich war, als ich von der Schmerzambulanz aus zu einer Ärztin für Psychosomatik sollte. Sie hat mich alles gefragt. Einfach ALLES. Dass ich mich mal selbst verletzt habe, musste ich ihr sagen, sonst hätte sie es bestimmt von einem anderen Bericht erfahren. Aber natürlich habe ich es wieder runtergespielt, dass das ewig her sei und nur ein Jahr lang war.
Als sie mein niedrigstes Gewicht (seit ich 18 bin) wissen wollte, habe ich 5 Kg mehr gesagt. Aber das hat ihr natürlich nicht in den Kram gepasst, weil das „klinisch relevantes Untergewicht“ sei. Schön für sie. Mein momentanes Gewicht ist aber ein ganz anderes. Denn seit Dezember bin ich durchgehend am Zunehmen. Einfach so. Und ja, dass ist ziemlich, ziemlich schlimm für mich. Wenn keine Hose mehr passt und ich sie an meine 12-Jährige Cousine (dünn/ normal) weitergeben kann, der sie passt. Wenn der Arzt sagt, dass mein Gesicht fülliger geworden wäre. ICH KÖNNTE KOT*EN!!! Nun habe ich also beinahe Normalgewicht. Ja, jetzt bist du so richtig fett!!!
Die Psychosomatik-Tante hätte mich gerne aufgrund meiner chronischem Schmerzen und Beschwerden in eine ambulante Therapie geschickt. Aber da wäre ich wieder nicht mit anderen Schmerzpatienten zusammen gewesen. Wie in der Reha, wo ich mich total unverstanden gefühlt habe mit meinen Schmerzen…
Der Hammer war dann das Schreiben dieser Ärztin, das zwei Monate oder so später bei mir ankam. Ich habe mich sooo vera*scht gefühlt! Hat die tatsächlich bei mehreren ihrer Fragen genau das Gegenteil reingeschrieben, von dem was ich ihr geantwortet habe! Z.B. dass ich innerlich unruhig wäre. Dabei war ich die letzten Monate innerlich sehr ruhig und das habe ich ihr so gesagt! Leider hat sie auch hineingeschrieben, dass ich möglicherweise eine A-typische Essstörung haben könnte. Ist doch praktisch, wenn sie reinschreibt, ich hätte als ich Kieferprobleme hatte, mein Essen klein geschnitten. Passt doch dann wunderbar zu einer Essstörung! Bloß schneide ich mein Essen normalerweise nie klein. Aber wenn man seinen Mund aufgrund einer Kieferklemme nicht mehr öffnen kann (so wie das damals eben war), hat man doch keine andere Option, wenn man nicht nur Brei essen möchte! Grrr, die hat mich genervt. Sie hat viele solch schöne Dinge geschrieben. Dass man die Dinge gerne in einem zweiwöchigen stationären Aufenthalt abklären könnte. Auch ob ich eine zwanghafte Persönlichkeitsakzentuierung habe (keine Ahnung, woran sie das schon wieder festgemacht hat, aber das kann man in meiner Familie ja nur bekommen…).
Bekommen hat den Bericht außer mir nur meine Hausärztin (die ich kurzfristig wechseln musste, weil die andere aufgehört hat). Und meine Hausärztin ist schwanger, das heißt, die werde ich vielleicht auch nicht mehr so schnell sehen. Die Schmerzambulanz könnte ihn sich noch anschauen, weil er bestimmt auf dem PC im Kliniksystem ist. Aber da sind mittlerweile so viele Berichte von mir, dass der auch untergehen könnte.
Mit chronischen Schmerzen sollte man sich eigentlich eine ambulante Psychotherapie machen. Dazu haben mir Schmerzambulanz und natürlich die Psychosomatik-Tante geraten. Aber das geht nicht. Ich kann da nicht hin und jemandem ein ganzes Leben vorspielen. Und jemandem alles erzählen geht auch nicht. Es geht einfach nicht…
Ich war im Kinderwunschzentrum, weil mir dazu geraten wurde um zu überprüfen, ob ich hormonell richtig eingestellt bin. Da war ich aber eindeutig falsch. Die Ärztin war erkältet und dermaßen genervt. Letztendlich wollte sie mir wahrscheinlich als Strafe noch ein bisschen Angst einjagen mit: „Vielleicht kommen sie ja schon in die Wechseljahre!“ oder: „Bei Krebs hat man Ihre Symptome auch!“. Am Ende dann noch ein „Und wann gehen Sie dann wieder arbeiten!????“ Dann, wenn ich weniger Schmerzen habe, gute Frau, und einen normalen Alltag führen kann!!!?? Ich hasse solche Sätze! Aber ich wusste von den anderen aus der Gruppe, dass auch sie als chronische Schmerzpatienten so viel Verständnislosigkeit begegnen und dass man es einem Menschen nicht unbedingt ansieht, dass er jeden Tag Schmerzen hat.
Ein anderer Arzt hat mir zu Kernspin der Wirbelsäule geraten, nur um sicher zu gehen, dass es da nicht noch irgendwelche Ursachen für meine Schmerzen gibt. Mein Arzt (der, der mich immer krankschreibt) findet das wiederum unnötig.
Dann wurde mir noch geraten, evtl. noch eine weitere Meinung in einer anderen Klinik einzuholen bzgl. meiner Erkrankung, ob evtl. nicht doch nochmals eine OP notwendig wäre. Mein Arzt wollte sich das nochmals durch den Kopf gehen lassen.
Die Schmerzambulanz ist gegen weitere Operationen. Und ich eigentlich auch. Das ist alles so bescheuert. Ich kann keine Ärzte und Kliniken mehr sehen…
Eine weitere Reha habe ich auch beantragt und nach der Ablehnung Widerspruch eingelegt. Es ist eine Reha, speziell mit Patienten, die die gleiche Erkrankung haben. Einerseits wäre das super, der ganze Austausch usw. Aber dort gibt es wieder Therapien die gemeinsam im Wasser stattfinden. Und ich weiß nicht, wie ich das überleben würde, wenn alle meine Narben sehen würden. Meinen fetten Körper an sich. Und dann auch noch die Panik vor tiefem Wasser. So wünsche ich mir insgeheim sogar, abgelehnt zu werden…
Mit meinem Freund war es immer wieder schwierig. Ständig schwimmt er im Selbstmitleid. Er hat mittlerweile gekündigt. Ich hoffe, dass er auch wirklich etwas Neues sucht und findet…
Wahrscheinlich fehlt noch einiges. Aber das war mal das wichtigste der letzten Monate. Nun kommt aber wohl das Allerwichtigste. Das, was mir heute das Herz gebrochen hat:
Es war die letzten Jahre mein Halt. Mein einziger konstanter Halt, wenn auch sonst alles den Bach hinunter ging…
Mein Arbeitgeber hat mich heute angerufen. Und dann kam das, wovor ich die letzten 1 1/2 Jahre so viel Angst hatte. Meine Kündigung………….
Es war mein Traumkindergarten. Die pädagogische Arbeitsweise gibt es sonst nicht oft in Deutschland und in meiner Gegend erst recht nicht. Der Vertrag war unbefristet. Die Kollegen waren nett. Ich habe mich dort fast wie zu Hause gefühlt. Und nun ist alles vorbei…
Ich verstehe es, dass sie mich nicht halten können. Schließlich bin ich nun seit fast 1,5 Jahren krank. Kündigung wegen meiner Erkrankung. Super. Ich hätte mich am liebsten sofort aufgeschnitten oder alles an Essen in mich hineingestopft, um es dann wieder loszuwerden.
Seit dem Telefonat stehe ich neben mir. Ich habe keine Zukunft mehr…
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